Gion A. Caminada

Steckbrief

  • Schreinerlehre in Vrin
  • Kunstgewerbeschule in Zürich
  • Nachdiplomstudium an der ETH Zürich
  • Architekturbüro in Vrin
  • ab 1998 Assistenzprofessor für Architektur und Entwurf an der ETH Zürich
  • ab 2008 Ausserordentlicher Professor für Architektur und Entwurf an der ETH Zürich
  • 2020-2023 Ordentlicher Professor für Architektur und Entwurf an der ETH Zürich

Auszeichnungen

Deutscher Kritikerpreis, Meret Oppenheim, Kulturpreis des Kantons Graubünden, Global Award for Sustainable Architecture, SAB Preis der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für das Berggebiet, Bruckmann Umweltpreis München, Eidgenössischer Preis für freie Kunst, Internationaler Preis für Neues Bauen in den Alpen, Anerkennungspreis der Graubündner Regierung, Swiss Arc Award

Der Bündner Architekt Gion A. Caminada lebt und arbeitet seit den späten 1980er-Jahren in Vrin im Val Lumnezia. Caminada steht für das Lokale, die Tradition und soziales Engagement, aber auch für eine hochwertige Architektur und zukunftsgerichtetes Arbeiten. Seit 1998 lehrte er an der ETH Zürich, wo er seit 2008 ausserordentlicher und von 2020 bis 2023 ordentlicher Professor für Architektur und Entwurf war.

Seine Projektwahl hat immer wieder Aufmerksamkeit erregt, angefangen mit dem Schlachthof für Direktvermarktung in Vrin. Dieses Projekt ermöglichte eine lokale Produktion in seinem Heimatdorf und verbesserte langfristig die wirtschaftliche Ausgangslage der Einheimischen. Sein bekanntestes Werk ist und bleibt jedoch die äusserst differenziert und sensibel gestaltete Totenstube oder «Stiva da morts» neben der Kirche in Vrin.

Aussichtsturm, Tierpark Goldau, ©Daniel Villiger

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Aussichtsturm, Tierpark Goldau, ©Lucia Degonda

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Seidendamastbespannungen der Holzkassettendecke, Gasthaus Hergiswald, ©Martin Wittwer

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Hotel Maistra 160, Pontresina, ©Jørg Himmelreich

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Hotel Maistra 160, Pontresina, ©Jørg Himmelreich

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Mädcheninternat Kloster Disentis, ©Lucia Degonda

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Stiva da morts, Vrin, ©Lucia Degonda

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Tegia da vaut, Domat/Ems, ©Ralph Feiner

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Vrin, ©Ralph Feiner

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Seine jüngeren Bauwerke bestechen durch Konsequenz, handwerkliche Präzision und überraschende Raumaufteilungen. Im Mehrfamilienhaus in Valendas entwickeln sich von der Küche als Nukleus aus, verschiedenen Temperaturzonen. Die Einheiten können je nach Jahreszeit variabel von komplett bis kompakt bewohnt werden. Viel Beachtung fand auch der Orts- und Gestaltungsplan, den er für Vrin entworfen und ausgestaltet hat, oder das im letzten Winter fertiggestellte Hotel Maistra 160 in Pontresina.

Caminadas Bauwerke stehen beispielhaft für das, was Architektur heute mehr als alles andere sein sollte: verantwortungsvoll im Umgang mit dem Klima, der lokalen Bautradition und den verfügbaren Ressourcen verpflichtet. Sein Bewusstsein für hochwertige Architektur beweist, dass zeitgenössisches Bauen im Berggebiet auch zukunftsweisend sein kann. Caminadas Werksregister eröffnet neue Perspektiven, die angesichts der aktuellen architektonischen Herausforderungen zukunftsweisend und von hoher Relevanz sind.

Text: Roger Boltshauser

Interview mit Gion A. Caminada